Archiv nach Monaten: Januar 2009

Knigge 2.0

Ist es eigentlich unhöflich zu twittern während man mit jemandem spricht?

Flamen will gelernt sein

Heute habe ich eine merkwürdige Meldung gesehen:

Der Chef des Wasserkraftwerksverbands, Martin Lüttke, hat die Konsequenzen aus dem Disput um seine Schmähung des Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer gezogen: Er trat aus der CDU aus und kam somit einem Parteiausschlussverfahren zuvor. […] Der Chef des Wasserkraftwerksverbandes hatte im Juli vergangenen Jahres den von den Nazis hingerichteten Bonhoeffer als „ganz gewöhnlichen Landesverräter“ bezeichnet.

Warum befasst sich der Wasserwerksverband mit vermeintlichem Landesverrrat? Etwas mehr Licht in die Sache bringt diese Meldung:

Lüttke habe „im Kontext verbandsinterner Differenzen und als Reaktion auf ein Schreiben, in welchem Äußerungen Bonhoeffers wiedergegeben wurden, eine Informationsschrift für Funktionäre deutscher Wasserkraftwerke verfasst und an verschiedene Adressaten übersandt.“

Dabei weiß jeder Usenet-Einwohner, dass unangebrachte Nazi-Vergleiche unvermeidlich sind. Und der, der ihn zückt, hat verloren. Und dann beschwert man sich um die vermeintlich unterentwickelten sozialen Fähigkeiten der Nerds. Dabei kann die Gesellschaft so viel von ihnen lernen.

Twitter-Seemannsgarn

Jedes Mal wenn Du einen Follower löschst, stirbt ein Startup.

Bad PC

Grade kursiert ja die Idee einer bad bank, auf die man alle schlechten Risikopapiere übertragen kann.

Wie wäre es mit einem bad computer? Windows XP ohne Servicepack, kein Administrator-Passwort, dafür Code Red, Conficker, haufenweise Adware und die gelbe Pest. Wenn dazu noch ein paar Gigabyte Pornos gepackt werden, wird sich schon ein Abnehmer finden.

Nerd ist…

…wenn etwas nicht kaputt ist, reparier es!

Die Spielkinder von 1600 Pennsylvania Avenue

Die neuen Einwohner des Weißen Hauses haben Probleme mit der veralteten IT-Infrastruktur.

„It is kind of like going from an Xbox to an Atari,“ Obama spokesman Bill Burton said of his new digs.

Ich bin mir sicher, das System und der Change einigen sich auf einen Kompromiss: Playstation 2. Im besten Fall sogar eine Wii.

Technische Lektion für Obama

Change buchstabiert sich 301, nicht 404.

Infoeliten

Aus einer Burda-Pressemitteilung über eine Web2.0-Politik-Studie:

Die Untersuchung ergab, dass klassische Medien weiterhin eine Rolle spielen werden, jedoch zählen die Webnutzer zur Infoelite und sollten als wichtige Multiplikatoren betrachtet werden.

Web-Nutzer als „Elite“? Wow. Ich kann leidlich gut meine Schuhe zubinden – bin ich nun Kunsthandwerker?

Nerd ist…

…wenn Du aus dem Stegreif zwischen Unix-Timecode und Föderations-Sternzeit wechseln kannst.

Twittern im Establishment

Die Stuttgarter Zeitung veröffentlicht ein Interview mit Dirk Baranek , einem der „etabliertesten Autoren des Microblogging-Dienstes in Stuttgart“.

[…]Mal ganz im Ernst: wen interessiert denn das?

Sie werden lachen, zurzeit folgen mir rund 800 Leute, von denen sind meist 100 bis 200 gerade online. Natürlich kann man sich fragen: Hat das Relevanz? Aber so funktioniert Twitter.

Falsch, Herr Baranek, das ist ICQ. Oder ein ganz lahmes Webforum.

forum-online

Richtig schlimm ist aber der Schluss:

Schaffen Sie es, Twitter auf der Länge eines Tweets – also einer einzigen kurzen Nachricht – zu erklären?
Twittern ist bloggen auf 140 Zeichen.

Zu Beginn war Twitter noch ein Experiment der Informationsverdichtung, eine intellektuelle Übung, im Idealfall sogar ein lyrischer Klimmzug. Establishment-Twitterer Baranek lässt einfach die Informationen und das Originäre weg. Um nichts zu sagen, braucht man natürlich keine 140 Zeichen. Das probieren wir doch noch mal.

Twitter ist…

  • …die Zigarettenpause für Onlinejunkies
  • …die Rettung an der Supermarktkasse, im Fahrstuhl, auf dem Klo
  • …mein Auto, mein Haus, meine Follower
  • …140 Zeichen Ego-Trip
  • …das Großraumbüro für Patchwork-Arbeiter
  • …SMS-Ersatz für Arthritiker
  • …der Siegeszug einer lächerlich kurzen Aufmerksamkeitspan