Archiv nach Monaten: Dezember 2003

Nerd ist…

…wenn man bei diesem Bild an Apache-Exploits denkt.

20C3

Geht duschen!

(Aufschrift eines Schildes beim 20. Chaos Communication Congresses)

Trend zum Zweitcomputer

In der aktuellen Ausgabe der c’t zum unkaputtbaren Windows wird dem Leser nahegelegt, zwei – wenn nicht gar drei – PCs zu besitzen, um komfortabel und sicher mit Windows umgehen zu können. Ich liefere zehn weitere Gründe für den Zweit- und Dritt-PC.

– Es könnte ja Besuch kommen.
– Der Haupt-Rechner ist zu laut, um ihn nachts laufen zu lassen.
– Wieso sollte ich die alte Hardware wegwerfen?
– Eine Firewall muss auf einem eigenen Rechner laufen!
– Wenn ein Feuer ausbricht, kann ich so zumindest einen retten.
– Wenn ich den einen PC auseinandergeschraubt habe, will ich noch Mails abrufen können.
– Erst im Heim-Netzwerk zeigt sich, wer ein echter Mann ist.
– Mehr als zwölf Laufwerke passen in einen normalen Tower einfach nicht hinein.
– Mein Hauptrechner braucht eine eigene 32-Ampere-Sicherung.
– „Mein anderer Rechner heißt Deep Thought“

Lockpicker und Weibchen

Eine Sportart für Ganoven und Nerds: Schlösser knacken. Die FAZ hat einen Artikel über die „Lockpicker“ online.

Doch das Schloß ist „zickig“ – ein „Weibchen“, wie die Männer es nennen. Es will nicht so, wie der Meister es will. „Es ist eingerostet.“ Nur eine Frage der Zeit, bis er es gefügig gemacht hat.

Trackback: Propaganda for Nerds

Nachdem dieses Blog in einem Telepolis-Artikel von Stefan Krempl erwähnt worden ist, will ich mich dem Thema Propaganda für Nerds widmen.

Im eigentlichen Sinne ist Propaganda eigentlich nichts anderes als Werbung. Hier gibt es schon einige – wenn auch wenige geglückte – Versuche, sich auf die Zielgruppe der Nerds und Geeks einzuschießen – zum Beispiel durch das Aufgreifen beliebter Klischees aus dem Zitateschatz der Internet-Community (Matrix, Star-Trek, Futurama). Perfide ist dagegen die Inflitration von Server-Logfiles mit Werbebotschaften. Wenn ein Browser eine Internetseite aufruft, hinterlässt er in der Regel eine Kennung. Der so genannte Referer weist aus, von welcher Webseite der Besucher auf die Seite kam. Wer heute seine Logfiles auswertet, wird bemerken, dass sich immer wieder einige Seiten in der Statistik finden, auf denen beim besten Willen kein Link auf die eigene Seite zu finden sind: Sie wurden von Werbern ohne Rücksicht auf Standards und technische Dokumentationen hineingeschmuggelt. Vorrangiges Ziel der Referer-Fälscher sind dabei nicht einmal die Logfile-Konsumenten, sondern öffentlich zugänglichen Webserverstatistiken. Taucht die beworbene URL nämlich oft genug auf unterschiedlichen Seiten auf, verbessert sich ihr Google-Pagerank und wird damit auch für Nicht-Nerds schneller greifbar.

Eine anderer vielversprechender Weg der Nerdwerbung ist das Aufgreifen der beliebtesten Feindbilder. So versuchte die Firma OpenWares in der vergangenen Woche mit einem Open-Source-Patch für den Internet Explorer in der Community zu punkten. Doch Pech – eine Sichtung des Quelltextes ergab: der Patch hat größere Sicherheitslöcher, als er eigentlich schließen sollte. Es ist nicht einfach, vor so kritischem Publikum zu bestehen. Überhaupt lohnt es für die meisten Dienstleister kaum, Nerds zu bewerben. Bevor der Nerd monatlich 5 Euro für einen vermeintlich praktischen Service ausgibt, entwickelt er lieber selbst eine Konkurrenzlösung – im Zweifel sind nämlich nur die berühmten „drei Zeilen Perl“ nötig, dazu ein XML-Parser, eine Root-Shell und zwanzig Tassen Kaffee.

Netzparanoia Stufe 1

Es gibt viele Arten von „Netzparanoia“.

Stufe 1: eine Webseite ist für kurze Zeit nicht erreichbar und man vermutet direkt einen Sabotageakt. Ein Beispiel.

Nerd ist…

…wenn Du einer Programmiersprache zum Geburtstag gratulierst.

Solidarität im Netz: es gibt sie

Wer sich aufs Netz verlässt, ist verlassen. Wer damit rechnet, von seinen Chatpartnern wertvolle Weihnachtsgeschenke zu bekommen, sollte sich wohl einer Online-Selbsthilfegruppe anschließen. Wer vor 20 Jahren mal eine Kerntechnologie des Internets entwickelt hat, bekommt heute keine Tantiemen.

Doch es gibt noch echte Solidarität am rechten Platz. Stefan Münz, Gründer und Betreiber des legendären Selfhtml-Projekt bat um die beachtliche Summe von 5000 Eurofür neue Hardware – um sein vorbildliches Angebot weiter kostenlos und werbefrei halten zu können. Es kamen ganze 17.573,88 Euro zusammen. Herzlichen Glückwunsch.

Eine bessere Welt

Eben im Heise-Forum gesehen:

Am Mac sitzen und Krombacher trinken = Gesellschaft verbessern und Regenwald retten

Xenophobie

„Im Internet weiß niemand, dass Du ein Hund bist“ – ein verbreiteter Spruch über die vermeintliche Anonymität des Internets. Die Kehrseite klingt positiver: Man wird nicht nach Religion, Aussehen oder Geschlecht beurteilt, wenn man etwas beitragen will.

Allerdings gibt es immer wieder erschütternde Fälle von Host-Diskriminierung. Ein Host ist sozusagen die Kennung des Internetzugangs. An ihm kann man recht einfach erkennen, über welchen Anbieter das virtuelle Gegenüber online ist. Der Host ist – mangels Alternativen – Stammbaum und Hautfarbe zugleich. Wo der Host sichtbar ist, ist er gleichzeitig ein Statussymbol. Die Nutzer von Massenprovidern stehen relativ weit unten in der Hierarchie. Wer zum Beispiel als T-Online-User ins IRCNet will, muss sich doppelte Ausweiskontrollen, Wartezeiten und blöde Sprüche gefallen lassen.

Ganz unten in der sozialen Leiter der Hosts steht allerdings ein Name: AOL. Wer einen am Boden liegen AOL-Kunden tritt, kann sich der Unterstützung der breiten Masse sicher sein. Werft den Purschen zu Poden, er ist ein AOLer!

Der Grund für diese bedauerlichen Auswüchse von Hosthass, denen man immer wieder begegnet, ist geradezu ein klassisches Motiv jeder Xenophobie: es fehlt eine gemeinsame Basis der Verständigung. Wenn der versierte Internetnutzer einem AOL-Nutzer etwas erklären will, kommt es fast zwangsläufig zu Frustrationen, denn der Provider hat seine Kunden von den Lebensgrundlagen im Internet entfremdet. Er weiß daher gar nicht, dass es Programme namens „Browser“ gibt und wozu sie gut sein sollten.

Im Gegenzug drücken AOL-Kunden ihre Freundlichkeit in möglichst grellen Farben und Blümchenmustern aus – mit sovielen Blink-Effekten, wie das jeweilige Medium ermöglicht. Auf einen erfahrenen Internetnutzer, der – sagen wir mal – tagtäglich 200 verschiedene Server administriert, wirkt so etwas, als ob er ein Glas Eigenurin als Begrüßungscocktail angeboten bekommt. Daraus ergeben sich bedauerliche Mißverständnisse, die sich über Jahre und Jahrzehnte immer mehr manifestieren. Eine digitale Kluft – und kein Weltinformationsgipfel kümmert sich darum…