„Du – ich will grade draußen eine rauchen. Kannst Du mal eben…“
„Klar, ich hab ein Auge auf Deinen Rechner“
Auf mich ist Verlass. Mit Argusaugen werde ich das Notebook des bis dahin Fremden überwachen. Ein Macbook, diese Aluteile aus einem Guss. Wahrscheinlich nicht das schwächste Modell. 1600, 1800 Euro Neupreis?
Und da hinten ist auch gleich so ein zwielichtiger Charakter. Lange, ungepflegte Haare, eine schäbige Jacke. Was macht der nur hier? Als ich in das Kaffee kam, war er vor einem Glas eingeschlafen. Nun ist er wach, kommt rüber. Hat er auch ein Auge auf das Macbook geworfen? Ist er deshalb hier? Professioneller Macdieb? Ebay-Powerseller?
Aber ich halte Wache. Keine Angst, fremder Freelancer mit Bart! Ich hab zwar keine Nahkampfausbildung, aber ich bin entschlossen einzugreifen. Spätestens wenn der Gammler von drüben das Macbook in seine schmutzige Jacke hüllt und das Netzteil in seine übervolle Tasche steckt, dann werde ich aufstehen und sagen: „Entschuldigen Sie mal!“. Dann sieht er mich an. Und sagt mit dunkler Stimme „Was willst Du denn, Du wicht“. Und ich: „Ist das schon das Modell mit der neuen Intel-CPU?“ Dann grunzt er wahrscheinlich nur und stürmt aus dem Laden. Vielleicht hat er in seiner Jacke auch eine Machete versteckt und metzelt damit den rauchenden Macbook-Besitzer vor dem Kaffee nieder. Kriminelle haben heute ja Macheten dabei.
Aber nein, er sitzt nur vor seinem Glas. Wahrscheinlich hat er die Lage sondiert und meinen wachen, paranoiden Blick bemerkt. Denn ich bin wachsam. Passe auf. Ich hab nur mal eben mein Blog geöffnet und angefangen zu schreiben. Und meine E-Mails gecheckt. Und gejabbert. Ich hoffe mal niemand hat die Viertelstunde genutzt, um das Notebook zu klauen.