Die Multuplokatoren schützen uns

„Papa, ich hab Angst.“
„Aber wieso denn?“
„Die bösen Männer töten uns.“
„Hast Du wieder Fensehen geguckt?“
„Ja, die Tagesschau.“
„Aber davor muss man doch keine Angst haben. Das ist alles gaaaanz weit weg.“
„Aber da ging es um Hückersweida. Da waren wir schon auf einem Ausflug.“
„Ja, das stimmt.“
„Also werden die bösen Männer auch hierher kommen?“
„Ach nein. Weißt Du, hier sind wir sicher.“
„Das sagst Du doch bloß!“
„Nein..“
„Wohl!“
„Hör mir mal zu. Die bösen Männer können uns nichts Böses. Denn wir werden beschützt.“
„Von wem? Zwei Polizisten wurden erschossen.“
„Das ist sicher traurig. Aber wir haben einen besonderen Schutz.“
„Wirklich?“
„Ja.“
„Wen denn?“
„Die Multiplikatoren.“
„Die Multuplikatoren?“
„Ja.“
„Wer sind die Multoplikatoren?“
„Also: das sind ganz, ganz schlaue Menschen, die bei Twitter mehr als 1000 Follower haben.“
„Twitter hast Du doch auf Deinem iPhone.“
„Genau. Und dort sind ganz, ganz viel schlaue Menschen.“
„Schlauer als Du noch?“
„Ja.“
„Aber wer sind die?“
„Nun – die schlauesten Menschen sind die, die mehr als Tausend Follower haben“
„Follower?“
„Also Leute, die ihnen zuhören.“
„Und damit schützen sie uns?“
„Ja sicher. Denn wer 1000 Follower hat, der hat Einfluss. Ihm hören Politiker zu und sogar Zentralbanker.“
„Wer sind Zentralbanker?“
„Das erklär ich Dir morgen. Das wichtige ist: diese Multiplikatoren sind MEnschen wie Du und ich, nur ganz viel schlauer.“
„Ganz viel schlauer?“
„Ja, ganz viel besonder schlauer. In Ägypten zum Beispiel war ein böser Präsident. Ähm, das ist so etwas wie ein König.“
„Und dann?“
„Ja, dann haben die Multiplikatoren ganz viel getwittert.“
„Und dann?“
„Dann haben sie auf Facebook gepostet. Facebook kennst Du doch.“
„Aber klar. Und dann.“
„Ja… dann sind sie auf die Straße gegangen.“
„Und dann haben sie den böse König erschlagen?“
„Nein, das macht man nur in Märchen. Sie haben ihn eingesperrt.“
„In einem Verließ?“
„Nein, in einem Krankenhaus. Denn er war schon sehr alt.“
„Aber er war noch böse.“
„Ja, ganz, ganz böse.“
„Und dann?“
„Ja, dann haben sie ihm ein paar Milliarden Dollar gegeben und ins Exil geschickt.“
„Was ist Exil?“
„Dann darfst Du nicht mehr nach Hause.“
„Aber bin zu Hause.“
„Nein, nich Du mein kleiner Schatz. Der böse Köni.. Präsident.“
„Und dann?“
„Ja, dann kam das Militär an die Macht und versklavte alle.“
„WAS?“
„Ja, aber nur weil Ägypten nicht die richtigen Multiplikatoren hatte.“
„Die Multiplukatoren?“
„Genau.“
„Und dann?“
„Nun – unserer Multuplu…Multiplo… unsere Twitterer sind so viel schlauer.“
„Ja??“
„Ganz sicher.“
„Und die werden uns vor den bösen Männern beschützen?“
„Aber klar.“
„Du.. Vati?“
„Ja, Hosenmatz?“
„Kann ich heute bei Euch schlafen?“
„*seufz* Aber sicher.“

Sankt Nimmerlein

Für später bookmarken ist das neue „Ich ruf Dich an“.

Wer austeilt…

Nichts ist so erbärmlich wie ein weinerlicher Troll.

Nerd ist…

…zu wissen, wann man ein Update besser bleiben lässt.

Die Matrix lügt

Der Film „Die Matrix“ zeigte uns, wie wir Menschen zu einem nutzlosen, seelenlosen Gegenstand degradiert wurden. Batterien, in Reihe geschaltet, und wenn eine davon keine Energie mehr abgibt, schmeißt man sie weg.

Die Wahrheit ist jedoch eine andere: Wir sind wandernde Filter. Gesichtserkennung auf Beinen — die beste, die man für Geld kaufen kann. Wie surfen nicht durch das Web, wir seihen durch die Informationsfluten, graben Katzenvideos aus und begraben die Komplexität unter digitalen Emotionsfragmenten. Wir lassen uns in dunklen Sälen mit harmloser optischer Strahlung aus Hollywood behandeln und generieren daraus unsere Träume. Oder Albträume.

Coder sucht Frau

Die Bildschirmdiagonale ist proportional zur Penislänge. Aber nur bei einem Monitor, bei einem Fernseher ist es umgekehrt.

Bliss and more bliss

„Wäre ich ein Cyborg, könnte ich lernen ohne zu verstehen. Sehen ohne zu begreifen. Fühlen ohne etwas zu fühlen.“

„Aber Sie wären immer noch ein Mensch, Sir.“

„Halten Sie die Klappe, Data.“

„Sie können mich nicht beleidigen.“

Verbindungsunterbrechung

Ohne Internet ist alles doof.

Fernseher doof.

Cloud doof.

Du doof.

Ganz besonders Du doof.

Was Knigge nicht verrät

Es ist unhöflich bei einem angeregten Gespräch nicht mindestens drei Mal pro Stunde Dein Smartphone zu checken. Schließlich könnte etwas passiert sein, das Du mit Deinen Gesprächspartnern teilen kannst. Ein gemeinsamer Freund, der nebenan eingecheckt ist. Ein Eilmeldung, die sofortige Reaktion verlangt. Ein knuffig-possierliches Video von Pandababies.

Andere Menschen vom ständigen Informationsfluss auszuschließen, ist rücksichtslos und zeugt von mangelnden Manieren. Zudem: was muss das für ein uninteressantes oder gar irrelevantes Gespräch sein, wenn Du keine Tags notierst, Termine in Deinen Kalender einträgst oder die passende Online-Quelle raussuchst, die Deinem Gegenüber weiter hilft?

Das Meta-Dreieck

Die Metadiskussion ist das Bermudadreieck des Diskurses. Ungezählte Argumente haben diesen Kurs eingeschlagen und kein Mensch hat sie wieder gesehen.