Höflichkeit für Idioten

Warum die „IT guys“ wenig mit anscheinend etablierten Höflichkeitsformen anfangen können, liegt an der falschen und einfach viel zu oft wiederholten Anwendung. Hier findet sich eine interessante Liste:

  • Starting a conversation by insulting yourself (i.e. “I’m such an idiot”) will not make me laugh, or feel sorry for you; all it will do is remind me that yes, you are an idiot and that I am going to hate having to talk to you. Trust me; you don’t want to start a call that way.
  • I am ok with you making mistakes, fixing them is my job. I am not ok with you lying to me about a mistake you made. It makes it much harder to resolve and thus makes my job more difficult. Be honest and we can get the problem resolved and continue on with our business.
  • Yes, I prefer email over telephone calls. It has nothing to do with being friendly, it’s about efficiency. It is much faster and easier for me to list out a set of questions that I need you to answer than it is for me to call and ask you them one by one. You can find the answers at your leisure and while I’m waiting I can work on other problems.
  • Yes, I seem blunt and rude. It’s not that I mean to, I just don’t have the time to sugar coat things for you. I assume we are both adults and can handle the reality of a problem. If you did something wrong, I will tell you. I don’t care that it was a mistake, because it really makes no difference to me. Don’t take it personal, I just don’t want it to happen again.

Mein liebster Satz kommt aber ganz zum Schluss:

  • There really are much more interesting things on the internet than you.

Mehr Dateien braucht das Land

Hurra, wir haben bald eine zentrale Steuer-Datei. Davon können wir alle profitieren. Weniger Konfusion und das Allgemeinwohl wird verlässlicher finanziert. Wenn einmal jeder alles über jeden anderen weiß, gibt es keine Lügen mehr, keine Peinlichkeiten, keine Konflikte.

Wenn man es sich recht überlegt, könnte die Allgemeinheit von noch einigen weiteren Dateien profitieren. Ein paar Vorschläge:

  • Der Hot-or-horny-Index: Soziale Netzwerke haben einen Nachteil: Jeder lügt so gut er kann und Handy-Fotos sind immer schrecklich. Wie soll man nun wissen, ob die 21jährige Psychologiestudentin mit einer Vorliebe für Action-Filme nun wirklich heiß ist? Die Lösung: Mindestens 15 verschiedene soiale Börsen und Partnervermittlungen steuern ihre Userdaten zu einem Real-Life-Attraktivitäts-Index bei. Darin fließen monatliches Einkommen, die Lieblingsmusik, Anteil von Pornos in der Browser-Cache und die gesammelten Bewertungen der individuellen sexuellen Performance durch Ex-Partner und völlig Fremde ein.
  • Die Geizer-Datei: Der Kunde kann auf Seiten wie pizza.de die verschiedenen Anbieter gegenüberstellen und Mindestbestellwert, genauen Standort und Kundenrezensionen abgleichen. Die Pizza-Kunden-Datei stellt Waffengleichheit her. Hier ist genau verzeichnet, wie oft der Kunde bestellt, ob er im vierten Stock ohne Aufzug wohnt und wie viel Trinkgeld er gibt. So kann der Pizzalieferant die Bestellungen individuell und verlässlich erfüllen und nebenbei kann er frühzeitig entscheiden, auf welche Pizza er spuckt.
  • Die Doof-Liste: Jeder, der bei einer Support-Hotline angerufen hat weiß: der Supporter nimmt an, dass der Anrufer nicht lesen kann, dass er nicht weiß wie man einen An-Schalter bedient und dass er insgesamt sehr beschränkt ist. Grund dafür: die meisten Anrufer bei Support-Hotlines sind beschränkt. Eine allgemein verfügbare IQ- und Bildungs-Erhebung der deutschen Bevölkerung könnte abhelfen. Intelligente Menschen werden direkt zu einem Second-Level-Supporter durchgestellt, der Rest wird durch 45 Minuten Bandansagen geleitet, die die üblichen Doofheiten der Kundschaft abdeckt: Stecker raus, falsche Hotline angewählt, der Penis im Ansaugstutzen. Vorteil am Rande: Jamba und Co können ihre Werbung gezielt an Menschen mit einem IQ unter 70 richten.
  • Die Datenschutz-Datei: In einer offenen Gesellschaft und einer Demokratie müssen sich Menschen frei entscheiden können, sich dem Daten-Wahnsinn zu entziehen. Wer sich auf die Uber-Robinson-Liste setzt, wird aus allen Datenbanken gelöscht. Nun – nicht gelöscht: Stattdessen wird sein Normwert auf Neutralstellung gebracht. Wer sich dem System entzieht, muss halt damit leben, als geiziger Analphabet mit Potenzschwäche zu gelten. Idealismus hat seinen Preis. Und die lustige Jamba-Werbung gibts obendrein.

Nerd ist…

…wenn Dein Chef Dir Pillen gegen Aufmerksamkeitsstörungen verschreibt.

20 minutes to go

Wie lange ist die Zeitspanne vom Posten des Links zum Cam-Release des Simpsons-Films bei Google-Video im IRC bis zur unverbindlichen Fehlernachricht? Derzeit zirka 20 Minuten.

Aber ich wollte den Film eh nicht nochmal sehen.

Die Facebook-Kriege

Politikwissenschafler mögen mich korrigieren – aber es gab ja mal die naive Vorstellung, dass Kriege Geschichte sein werden, wenn denn alle Länder demokratisch regiert würden. Denn Krieg will ja eigentlich keiner, oder? Die abgeleitete Frage würde lauten: können demokratische Staaten gegeneinenader Krieg führen? Wie gesagt: eine naive Vorstellung.

Passen wir die Frage mal an: Können sich Länder bekämpfen, deren intellektuelle Elite zusammen in Facebook vereint ist? Kann ein Youtube-Nutzer den anderen auf dem Schlachtfeld erschießen? Werden Piloten auf Flickr nachschlagen, wie der Ort aussah, bevor sie ihn bombardierten? Oder wenn sie ihn bereits nachgeschlagen haben: können sie ihn bombardieren?

Die deprimierende Antwort: Ja, warum denn nicht? Wenn die sozialen Börsen eh Abbild der sozialen Wirklichkeit sind, dann gehören Kriege dazu. Die Frage ist natürlich, ob die Kriegsparteien nicht mal eben den Zugang zu solchen Plattformen sperren, die sie nicht auf ihrer Seite sehen. Und zur Not kann man ja für die eigenen Soldaten ein viel besseres Massive Multiplayer Online-Gemetzel einrichten, dass die anderen Verbindungen aufwiegt.

Eine politischere Antwort: Das wird nicht unbedingt nötig sein. Denn wir können über soziale Börsen, Email und Instant Messaging zwar viele neue internationale Freunde in den USA, Europa oder Australien gewonnen haben – aber das sind eigentlich unsere politischen Nachbarn. Die Verbindungen nach Russland oder nach China sind schon spärlicher gesät, da man dort ganz andere Chats und soziale Börsen benutzt. Der musikalische Nachbar bei last.fm mag zwar nicht unbedingt in der selben Stadt wohnen – aber auch nicht aus China oder dem Iran.

Man könnte gar konstruieren, dass innerhalb von 15 Jahren ein Krieg zwischen Google- und Baidu-nutzenden Nationen ausbrechen wird. Das Netz mag vereinen, es verfestigt aber auch manche Spaltung. Aus dem selben Grund, aus dem in dem einen Land ein Geschäftsmodell erfolgreich ist und das andere nicht, können auch zwei Völker entfremdet werden.

Mesh Quaida

Als IT-Journalist ist man immer auf der Suche nach passenden Vergleichen, um den nicht so internet-affinen Menschen die Möglichkeiten der neuen Techniken begreiflich zu machen. Ein bemerkenswertes Beispiel liefert ein Blog-Beitrag der New York Times mit dieser Erklärung eines mesh networks:

One of the most interesting features of the laptop, as it was explained to me, was its “mesh networking,” which allows computers to link to each other individually rather than through a central server. It’s walkie-talkie-style connections, but with files shared within the infinite combinations of a “meshed” group, especially suited for rural areas.“Just like Al Qaeda,” I said, finally getting it. My guide’s dry response: “I’ll have to work that into my presentation.”

Optimismus

Gestern habe ich auf CNN wieder gelernt, dass bis im Jahr 2038 nicht nur die Unix-Zeitpuffer überlaufen und die Zivilisation zurück ins babarische 20. Jahrhundert katapultieren wird – die Eiskappe des Nordpols wird auch einem riesigen Ölfeld gewichen sein.

Die optimistische Sicht: Vielleicht lösen bis dahin unsere alien overlords die Probleme für uns.

Web 2.0 ist…

…wenn Du nicht mehr zum Friseur gehst, weil Du den Dorfklatsch schon in Blogs gelesen hast

Lasst Amiga sterben

Und es kam wie vorhergesehen: Amiga Inc – welche Firma das heute auch immer sein mag – kontne seine Millionenversprechen nicht halten und ist als Sponsor der neuen Sportarena in Kent ausgeschieden, berichtet die Seattle Times.

Erst wenn Amiga keine Vaporware in irgendeiner Form erzeugen kann, ist die Marke tot. Und diese Kent-Episode war ein großer Schritt zur Erreichung des Ziels.

Kontaktikette gefällig?

In meiner Xing-Inbox stapeln sich die Anfragen von Leuten, die ich nie gesehen habe – und die ich vermutlich nie bewusst treffen werde. Was bedeutet „bestätigter Kontakt“ eigentlich? Wenn ich eine große Party mit allen meinen Xing-Kontakten hätte – müsste ich jeden Gast jedem anderen Gast vorstellen können? Sicher nicht.

Wenn ich alle 2000 Jonet-Mitglieder zu meiner Kontaktliste hinzufügen würde, sähe das zwar beeindruckend aus – wäre aber irreführend. Die Frage ist: wer überschreitet die Schwelle zum persönlichen Kontakt?

Vielleicht könnte man es mit einer Checkliste lösen. Wer mindestens zwei dieser Kriterien erfüllt, kommt auf meine Liste bestätigter Kontakte:

  1. Der oder die Betreffende hat mit mir schon mindestens 15 Minuten ein Gespräch jenseits des unverbindlichen Smalltalks geführt.
  2. Wir haben uns in den letzten sechs Monaten mindestens zwei Mal gezielt kontaktiert.
  3. Der oder die Betreffende hat Informationen, die ich in absehbarer Zeit beruflich verwerten kann
  4. Eine gegenseitige Einladung wäre nicht überraschend oder unwahrscheinlich.

Wie wäre es zusätzlich mit einem Kontakt-Verfallsdatum? Wenn ich den potenziell wertvollen Kontakt in fünf Jahren nie genutzt habe, verschwindet er wieder von der Liste…