Sind Blogger die besseren Journalisten? Einen aktuellen Flamewar der Marke emacs versus vi liefern sich einige Blogger mit den „traditionellen Medien“, die sich merkwürdigerweise ausgerechnet in Spiegel Online zu verdichten scheinen. Beliebtetes Kampfmittel: das Suchen von Fehlern in SpOn-Artikeln und das Analysieren von Interviews, ob nicht despektierlich von Bloggern geredet wird. Ob vielleicht gar das böse Wort „Tagebuch“ fällt.
Der Kampf kommt zu spät. Blogs sind nicht mehr und weniger als eine modische Art von Redaktionssystemen. Und wie der Name schon sagt, werden Redaktionssysteme längst auch von Redaktionen, also den „traditionellen Medien“, benutzt. Und einige der Blogs, die ich persönlich am liebsten lese, werden von traditionellen Journalisten geführt. Die Trennung zwischen Onlinejournalismus und Bloggern ist nicht mehr chirurgisch präzise zu vollziehen – falls er es je war.
Auch die Blogosphäre entpuppt sich als Schimäre. Während in den USA der Begriff teilweise als Fortführung der talk radios mit anderen Mitteln gebraucht wird, sind es in Deutschland ein paar Dutzend Blogs, die für die hippen Blogpreise nominiert werden oder vom Schockwellenreiter allerschärfstens willkommen geheißen werden. Doch das ist nur ein ganz kleiner Anteil. Die meisten Blogger setzen ihr Blog auf, machen ihr eigenes Ding und werden sich nie für Preise bewerben. Ein schneller Link, eine Anekdote, ein kurzer Kommentar. Öffentlich, für jeden einsehbar, aber eben doch nur für einen kleinen Kreis von Lesern.
Kann man den Begriff „Blog“ technisch fassen? Kaum. Kann man einen Konsens, eine gemeinsame Linie der Blogger entdecken? Ich wünsche viel Glück bei der Suche, an einen wirklichen Erfolg mag ich nicht glauben.