Der Reporter ist ein fast mystisches Wesen. Immer ist er am richtigen Ort. Mit den richtigen Worten vermag er es uns die richtigen und wichtigen Eindrücke zu vermitteln. Eine besondere Form ist die Spiegel-Story – hohe Kunst. Mit unwahrscheinlichem Aufwand schaffen es die Verlags-Miteigentümer immer wieder, kleine Kunstwerke zu schaffen, die uns bilden und erfreuen.
Und so schaffte es der Spiegel auch, als Quelle für eine dpa-Meldung genannt zu werden, die weltweit Aufsehen erregen sollte. Der Autor des Virus „Sasser“, der es sogar in Tagesschau geschafft hat, ist gefasst worden. In Niedersachsen. In Waffensen. Und sofort entsandte das Spiegel-Imperium ein paar professionelle Beobachter um dem geneigten Leser Einblicke in das geniale Verbrecherhirn des 18jährigen Computersaboteurs zu geben. Und sein Umfeld zu analysieren. Was hat den Jungen nur so verderbt gemacht? Denn Waffensen ist eine Idylle – so der Einstieg der Spiegel-Story:
In dem Dorf Waffensen nahe dem niedersächsischen Rotenburg an der Wümme scheint die Welt noch in Ordnung: Der Gasthof „Eichenhof“ lockt mit gemütlicher Kaminschenke, Bauer Poppe um die Ecke verkauft Fleisch und Marmelade aus eigener Produktion, und bislang brachte allein der Shanty-Chor einen Hauch der großen, weiten Welt in den norddeutschen Heideflecken. Das dürfte sich in dieser Woche ändern, das beschauliche Örtchen könnte bald weltweit bekannt werden.
Merkwürdig: warum besteht der Rest der Story aus ein paar zusammengestoppelten DPA-Zusammenfassungen? Sind die Reporter noch unterwegs? Ach nein: sie waren ja eigentlich gar nicht in Waffensen. Sie haben die Autobahn schon bei der Ausfahrt Google verlassen.
Danke für den Hinweis an strange things