Arche A

Die Nerds sind weg und hinterlassen die Welt im Chaos ? soweit waren wir schon im ersten Teil. Doch wo sind sie hin? Lesen Sie den zweiten Teil der spannenden Fortsetzungsbloggeschichte.

Zur gleichen Zeit 30000 Kilometer entfernt.

„Was heißt hier: ‚keine Mate‘? Wer hat das schon wieder verpeilt?“ Gamma war ernsthaft sauer. Kaum einen Tag unterwegs und der Koffein-Generator war defekt. Die Mission stand unter keinem wahrhaft guten Stern. Wie hatte er sich nur ernsthaft auf ein solches Projekt einlassen können mit Leuten, die nicht einmal SYN von ACK unterscheiden konnten?

Dabei hatten die Startvorbereitungen so gut geklappt. Über Jahre war das Geheimnis nur von Nerd zu Nerd gewandert, niemand anders hatte den Hauch einer Ahnung. Selbst wo sich die unvermeidlichen Leute verplappert hatten, hatte kein Außenstehender etwas von Projekt OpenSpace erraten. Das Vorhaben war einfach viel zu weit hergeholt, als dass es jemand ernsthaft in Erwägung ziehen konnte. Nicht mal die ESA war mißtrauisch geworden, als die fünfte Ariane-5 scheinbar explodiert war. In Wahrheit waren die Raumtransporter auf eine geheime Mission umgeleitet worden, um eine kleine Basis im Weltraum aufzubauen, die intergalaktische Weltreisen erst möglich machen würde. Vielleicht sah sie nicht ganz so schön aus wie die ISS, aber sie erfüllt ihren Zweck und war vollständig XML-konform. In der orbitalen Werkstatt entstand eins der wunderlichsten Raumschiffe der Technikgeschichte: die Arche A – Gebaut, um dem vernünftigen Teil der Menschheit einen Flucht von der Erde zu ermöglichen, bevor der Planet ganz vom Irrsinn verschlungen würde.

Das Projekt war durch geschickte Lottomanipulationen finanziert worden. Wieso sollte man sich mit ein paar spektakulären Einzelgewinnen abgeben, wenn man problemlos Zigtausendfach die unteren Gewinnränge abkassieren konnte? Ja, ein wenig kriminelle Energie hatte schon dazugehört. Aber wer Lotto spielt, hat es nicht besser verdient – so die Argumentation der Geldbeschaffer. Rein statistisch ist ein Hauptgewinn praktisch unmöglich, also nichts dabei, die Chancen noch ein wenig zu schmälern.

Richtig problematisch war hingegen die technische Umsetzung. Nicht weniger als 300 Projekte hatten sich im geheimen Bereich von Sourceforge getummelt – wenige waren über ein frühes Alphastadium herausgekommen. Nachdem ein paar übereifrige Forscher umgekommen waren, als sie mit umgebauten Mikrowellenherden einen Transporterstrahl erzeugen wollten, setzte man auf andere Techniken. Insgeheim war in einer menschenleeren Gegend weitab jeglicher Zivilisation – nicht weit von der Fachhochschule Gummersbach – der erste Weltraumfahrstuhl entstanden: eine gewagte Konstruktion, bei der die Gravitation durch die Fliehkraft ausgeglichen wird ? quasi ein Verbindungsseil in die Erdumlaufbahn. Als Tarnung genügten ein paar Windräder. Der Landschaftsschutzverband entrüstete sich so über die vogelunfreundlichen Stromerzeuger, sodass ihm das Tausende Kilometer lange Kabel gar nicht auffiel, das sich wenige Meter entfernt in den Himmel bohrte.

Das war jetzt zwei Jahre her. Gamma sah durch das Fenster auf das schier unfassbare Schauspiel des Weltraums. Millionen – nein Milliarden von fremden Welten – warteten darauf, endlich von vernunftbegabten Wesen entdeckt zu werden. Die Sterne, auf die er hinaussah, waren meist schon vor Äonen verglüht und aus ihrer Asche hatte das Universum neue Sterne geformt. Dazwischen die leere, schwarze Unendlichkeit. Irgendein Witzbold hatte das „Space Nights“-Logo unter das Fenster gepappt.

Gamma wendete sich einem Terminal zu. Solange die Verbindung zur Erde noch stand, wollte er noch ein wenig Verwirrung stiften. Zwei Minuten später fiel die komplette Ampelsteuerung in München aus. Und der einzige Mensch, der wußte, wie sie zu reparieren war, befand sich nicht mehr auf der Eroberfläche.

To be continued…