Stinklist

Wenn Du jemanden kennen lernen willst, reicht es nicht nicht aus zu erfahren, welche Sachen er oder sie gut findet. Viel bezeichnender sind die Dinge, die ein Mensch nicht ausstehen kann.

Paris Hilton hat als Fan-Objekt wohl nicht halb so viele Menschen vereint wie die große Paris-Ablehnungsfront. Oder politisch gesagt: selbst die inkompetenteste und korrupteste Regierung kann verlässlich punkten, wenn sich ein anderes Land als Gegner anbietet – ob es die Achse des Bösen, die EU oder das Land mit dem geringeren Steuersatz ist. Oder konkreter: Man stelle sich einen Kerl vor, der tiefgehende Gespräche, Spaziergänge am Strand und Kinofilme mag, aber gleichzeitig alle Nicht-Rasse-Deutschen strikt ablehnt. Welche Information ist wohl wertvoller?

Nur wo ist dieser wichtige Aspekt menschlichen Lebens im Web-2.0 zu finden? In sozialen Netzen haben wir nur Freunde – der Rest ist die gesichtslose Allgemeinheit. Blogger haben Blogrolls, in denen sie die Blogs ihrer Freunde und Vorbilder verlinken – die persönlichen Abneigungen hingegen ätzen sich redundant durch immer neue Blogbeiträge.

Daher sage ich: wir brauchen eine Stinklist. Wer darauf ist, darf unser Profil nicht ansehen, unser Blog nicht trackbacken – sofern möglich, darf er nicht mal von uns lesen. Links zu seinem Profil werden ausgeblendet – auch Threads und Kommentare, die er hinterlassen hat. In den sozialen Börsen könnten sogar automatisiert Vorschläge gemacht werden:

Ihr Freund hat Michael Mustermann auf seine Stinklist gesetzt – vielleicht hassen Sie ihn auch?

Und wenn zwei Mitglieder die gleiche Person auf die Stinklist gesetzt haben, ist das ja schon fast eine garantierte soziale Verbindung. Ein Gesprächsthema hat man auf alle Fälle.

Gebt der Stinklist eine Chance.