Guten Tag… und tschüss

Was ist ein Tag? Blöde Frage: ein Tag ist die Abfolge von 24 Stunden. Oder auch was anderes: eine Markierung, ein Label, ein Kennzeichen. Diese schmucken Anhänger an den großen Zehen der Leichen in den Gerichtsmediziner-Serien zum Beispiel.

Die Tags sind aber auch das Grundprinzip des sozialen Webs: technorati, del.ici.ous, flickr, last.fm und wie sie alle heißen mögen. Man pappt einen Begriff an einen Link, an ein Foto, an ein Musikstück. Viele andere pappen ebenfalls Begriffe an Links, Fotos, Musik – eigentlich an alles, was nicht weglaufen kann.

Der Sinn des Ganzen: durch die soziale Einordnung – nein: Dynamik – wird ein völlig neues Ordnungssystem geschaffen. Vergessen wir URLs, willkürliche Herarchien oder Bookmarks, der Tag richtet alles. Denn er ist sozial. Oder social. Irgendwie.

Aber das Prinzip ist natürlich nicht perfekt. Legt man etwas lustiges unter „lustig“ ab, oder eher unter „funny“? Oder „fun“? Gucken wir mal nach, unter welchem Begriff andere es abgelegt haben. Und gehört R.E.M. zum Genre „Indy“? Na wenn das meine peer group meint, wird es schon stimmen. Oder ich bin ein Rebell und lege sie halt unter „80s“ ab, weil deren Lieder so schön zu alten Genesis-Nummern passen.

Völlig abstrus wird das Konzept jedoch, wenn man die Webseite tagtagger.com betrachtet:

Take back your tags ™

The growing number of these kind of sites poses a problem. A large problem. And one that is growing.

* „Where did I use that tag?“
* „What tags did I use over there?“
* „Where did I tag that cute picture with ’sunflower‘?“

We are giving away our tags – and losing control of them at the same time. It is time to take back the tags. A solution is comming. Real soon now.

Sprich: Es ist vielleicht schon wieder höchste Zeit seinen del.ico.us-Account zu kündigen und sich wieder kryptische URLs und willkürlichen Hierarchien zu widmen.

Schönen Tag auch noch. Und Tschüss.