Achim Hahn und Susanne Luerweg haben für den Deutschlandfunk ein Feature über Nerds, Geeks und Freaks verfasst. Leider muss ich sagen: FAIL.
Obwohl sich die Autoren redlich bemüht haben und auch richtige Gesprächspartner interviewt haben – zum Beispiel Peter Glaser und Mareike Glöß – schlitterten sie über das subkulturelle Glatteis und kamen spektakulär vom Weg ab. Zwar haben wir in 55 Minuten jede Menge Aussagen zu Nerd-Klischees gehört, aber quasi nichts zur Nerd-Kultur. Die besteht nämlich keinesfalls nur aus Nerdcore.
Was die Autoren nicht verstanden, wurde durch Superlative ersetzt. Zum Beispiel die minutenlangen Lobeshymnen auf die ziemlich unbekannte und peinliche Werbekampagne einer SMS-Wissens-Community. Die kaum zu haltende These vom Super-Trend Nerd-Style. Oder der hingeworfene Schnippsel, dass irgendeine Autorin in irgendeinem Online-Magazin, die Liebhaberqualitäten von Nerds lobte. Oder dass ausgerechnet StudiVZ als ein von Nerds geschaffenes Angebot portraitiert wurde und sich jemand zur Behauptung hinreißen ließ, dass vor allem Nerds in den IT-Unternehmen reich geworden seien.
Was dem Feature völlig fehlte, war die Innenansicht des Nerd-Daseins. Nerd ist nicht nur das Fehlen sozialer Fähigkeiten in Verbindung mit Intelligenzüberschuss, Nerds sind nicht das Asperger-Syndrom. Nerd-Kultur hat viel mit Neugier zu tun, mit Experimenten. Nicht simple soziale Unfähigkeit, sondern das Ausarbeiten neuer sozialer Bindungen, einer neuen Debatten-Kultur, eines eigenen Werte-Kanons.