Ich weiß, ich bin spät, aber die meisten Leute, die auf diesen tollen Artikel des New York Times Magazine verwiesen haben, scheinen lediglich die ersten paar Absätze gelesen zu haben. Der Reporter Mattathias Schwartz hat Trolle recherchiert. In wochenlanger Arbeit hat er die führenden Köpfe von 4chan aufgesucht und lange, lange Gespräche mit ihnen geführt.
Der Artikel besteht eigentlich nur aus lesenswerten Stellen, aber er ist fünf Seiten lang. Deshalb nur eine Stelle, die mir besonders auffiel.
We walked on, to Starbucks. At the next table, middle-schoolers with punk-rock haircuts feasted noisily on energy drinks and whipped cream. Fortuny sipped a white-chocolate mocha. He proceeded to demonstrate his personal cure for trolling, the Theory of the Green Hair.
“You have green hair,” he told me. “Did you know that?”
“No,” I said.
“Why not?”
“I look in the mirror. I see my hair is black.”
“That’s uh, interesting. I guess you understand that you have green hair about as well as you understand that you’re a terrible reporter.”
“What do you mean? What did I do?”
“That’s a very interesting reaction,” Fortuny said. “Why didn’t you get so defensive when I said you had green hair?” If I were certain that I wasn’t a terrible reporter, he explained, I would have laughed the suggestion off just as easily. The willingness of trolling “victims” to be hurt by words, he argued, makes them complicit, and trolling will end as soon as we all get over it.
Bemerkenswert ist die Diskussionstechnik, die darauf angelegt ist, einen Sieg davonzutragen. Ich bin nicht besonders geschult in den Techniken und Kniffen der Rhetorik – aber der Trick ist ganz einfach. Ein Statement über grünes Haar ist eine einfache Faktenbehauptung, ein Statement über die Qualität eines Reporters ist eine subjektive Einschätzung. Indem Fortuny beides vermischt, kann er die vermeintliche Schwäche seines Gegners offenbaren – in Wahrheit ist aber seine Argumentation fehlerhaft. Das stört aber nicht, mit dem nächsten fehlerhaften Argument kann man das wieder überspielen. Falls es der Gegener drauf ankommen lässt.
Was mir bei dem Artikel noch aufgefallen ist: die Protagonisten scheinen sich als Beteiligte oder sogar Drahtzieher eines Project Mayhem zu sehen, der Geheimorganisation aus dem Roman Fight Club, die sich anschickt, die Gesellschaft herauszufordern – und am Schluss das finanzielle Zentrum der USA in die Luft zu sprengen. Schönheitsfehler: Selbst im Roman war Project Mayhem der Fiebertraum eines Wahnsinnigen.