Archiv nach Monaten: Juni 2007

Nerd ist…

…wenn Paypal mehr über Deine geheimen Leidenschaft weiß als Deine Freundin (oder als Dein Freund).

Web 2.0 ist…

…wenn Du Deinen Twitter-Feed bei Jaiku einbindest, um ihn anschließend über Facebook zu verteilen.

Wort zum Dienstag

Wer mehr als drei Mal pro Tag bloggt, sollte in psychiatrische Behandlung gehen – oder vom Verfassungsschutz beobachtet werden.

Zwopunktnull macht Karriere

In den letzten Wochen habe ich immer mal wieder gehört, dass eigentlich niemand so genau weiß, was Web 2.0 eigentlich ist. Selbst Nutzer von Web 2.0-Seiten können mit dem Begriff wenig anfangen. Trotzdem klingt der Begriff irgendwie gut, er ist eingängig – man liest ja schließlich dauernd darüber. Da sind Handytarife zwopunktnull nur folgerichtig: die sollen schließlich auch gut klingen ohne allzu nachvollziehbar zu sein.

Der Gipfel des Ganzen ist aber wohl der deutsche Titel des neusten Bruce Willis-Films. Er heißt in deutschen Kinos Stirb Langsam 4.0. Weil: VIERPUNKTNULL ist doppelt so cool wie zwopunktnull.

ARGH.

Der ehrliche Spammer

Manche Spammer sind einfach ehrlich – auf gewisse Weise. Zum Beispiel landete eben eine Viagra-Cialis-Valium-Werbung in meiner Inbox mit dem verheißungsvollen Betreff:

Man Lebt nur einmal – probiers aus !

Sicher – man kann das als gefährliche Täuschung, Betrug und orthografisches Verbrechen bezeichnen. Ich sehe es aber als subtile Warnung vor den Produkten. Sprich: wer Viagra-Imitate aus unbekannter Spammer-Quelle ausprobiert, wird sehr schnell erfahren, ob es ein Leben nach dem Tode gibt.

Nerd ist…

…wenn Dein Schniedel nicht Deine liebste Hardware ist.

Der long tail (silvester edition)

Lange Schwänze sind wichtig – das weiß jeder Spammer. Doch was genau ist der long tail des Web 2.0? Leute, die das zu erklären versuchen verlieren sich schnell in technischen Details über Blogcounter, Brechtschen Radiotheorien und einem sozialen Buzzwordbingo. Ich versuche es mal anders.

Ich wohne in Köln. Jedes Jahr gibt es zu Silvester ein riesiges Feuerwerk am Rhein. Über Wochen wird das Spektakel vorbereitet. Professionelle Feuerwerker bieten alles auf, was sie so bezahlt bekommen. Es gibt Musik, Raketen werden mit Computerschaltungen versehen und im Takt auf den Sekundenbruchteil genau gestartet. Kölner mit Rheinblick haben ein beeindruckendes Panorama und viele Gäste. Die anderen können an der Rheinpromenade und auf den Brücken stehen. Das ist meist kein unegtrübtes Vergnügen, da Idioten immer wieder Böller in die Menge werfen. Ich hab das einmal mitgemacht. Danke – in Zukunft ohne mich.

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Ich brauch das auch nicht. Denn ich hab zwar keinen Rheinblick, aber dennoch einen ziemlich guten Blick über ganz Köln. Auf meinem Balkon muss ich zwar auf Symphonien und die neusten pyrotechnischen Effekte verzichten, aber was soll’s?

Das inoffizielle Feuerwerk beginnt zirka eine Viertelstunde vor der Zeit. Erst steigen die Raketen noch sehr vereinzelt auf, mal rot, mal grün, kreuz und quer. Unvorhersehbar. Ein erkennbares Muster steckt nicht dahinter. Schon bald schießt es aus allen Rohren gen Himmel. Kleine Raketen. Große Raketen. Auf dem Parkplatz vor dem Haus wird ein Tischfeuerwerk entfacht. Selbst Wunderkerzen sind zu sehen. Wann genau das neue Jahr beginnt, ist nicht auszumachen.

Dieses Feuerwerk ist der long tail. Keiner bezahlt die Leute dafür. Sie haben Spaß an der Sache und bezahlen sogar gutes Geld, um ihre paar Raketen beizusteuern. Wären sie alleine, ergäbe das ein klägliches Bild – aber in der Gesamtschau lässt dieses Feuerwerk sämtliche organisierten und arrangierten Silvesterspektakel verblassen. Manche Feuerwerker verbrennen sich auch die Finger, die Feuerwehr hat Hochbetrieb – das kann aber keinen abhalten.

Ich jedenfalls möchte zu Silvester wenn überhaupt nur dieses Feuerwerk sehen.

Web 2.0 ist…

…wenn Du zwei Sätze in eine Webcam sagst und Dich auf einem roten Teppich wieder findest.

Web 2.0 ist…

…wenn für Dein Kind Email einfach zu langsam ist.

Gamer haben keine Notebooks

In Digitalistan leben viele unterschiedliche Ethnien: Linuxer. Wikipedianer. Blogger.

Eins haben sie gemeinsam: Wenn sie zusammenkommen, begeben sich auf die Suche nach Steckdosen und Funknetzen, um ihre Notebooks anzuschließen. Selbst wenn die Suche erfolglos ist, werden die Gadgets ausgepackt. Sie sind wichtiges Kommunikationsmittel: der durchschnittliche Bewohner von Digitalistan muss anderen dringend beweisen, wie schnell ein Programm kompiliert, in welcher der geheiligten RFC-Tafeln ein Gebot zu finden ist oder dass man gleichzeitig zuhören und chatten kann – sicheres Zeichen digitaler Potenz.

Gestern war ich auf einem Digitalistaner-Treffen der anderen Art. Waren die Gamer bisher ein eher versprengter Stamm in Digitalistan, rotten sie sich in immer größerer Anzahl zusammen, um die Besten unter ihnen zu küren. Obwohl sie unter anderen Völkern nicht allzu beliebt sind, haben sie beeindruckende Erfolge erzielt. An diesem Wochenende sind es gleich mehrere Tausend, die den Kölner Gürzenich bevölkern. An sich ein toller Versuch, sich gegenüber den anderen Völkern zu emanzipieren.

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Doch wenn man diese Veranstaltung betrachtet, merkt man, warum die Gamer unter den anderen Ethnien nicht viel gelten. In einem Saal mit zirka 1000 Gamern konnte ich kein einziges aufgeklapptes Notebook entdecken – trotz vorhandenem WLAN. Nein, sie schauen einfach zu, wie sich auf der Bühne die Besten der Stämme messen. Keiner versucht, parallel die Ergebnisse anderer Spiele zu erfahren oder das Bühnengeschehen aufzuzeichnen und mit jemandem in Australien zu diskutieren.

Ein Medizinmann der Gamer nahm mich beiseite und erklärte mit das Phänomen. Die Gamer glauben nicht an mobile Computer, da die ohnehin keine tolle Grafikleistung hätten. Zudem seien die meisten Stammesmitglieder Schüler, die kaum Gelegenheit haben mit Hilfe der Gadgets zu kommunizieren. Zudem sammelt der Gamer alle seine Habe, um einen Computer am heimischen Herd zu installieren, der alle anderen Stämmen die Schamesröte ins Gesicht treiben soll. Nur: kaum jemand wird diesen Computer jemals sehen.

Ein Hoch auf die ethnische Vielfalt.