Immer mehr Web-2.0-Unternehmen entdecken überrascht „Oh Gott, ich habe eine Community!“ Und statt zu jubeln, wollen sie im ersten Impuls lieber einen Kammer-Jäger rufen. Die Digg-Episode war nur der Anfang, jetzt kocht auch ein Streit auf Flickr hoch.
Die Geschichte kurz zusammengefasst: Eine Flickr-Userin wurde von einer Gallerie über den Tisch gezogen und hat ihren Unmut auf Flickr getragen und viel Unterstützung erhalten. Flickr löscht daraufhin den Thread und sieht sich plötzlich Zensur-Vorwürfen ausgesetzt.
Der Vorwurf schallt so laut durch das Internet, dass sich ein Gründer der Foto-Börse auf der Rückreise von seinem Urlaub auf seinem Treo die wichtigsten Threads durchliest und eine
Antwort verfasst.
Flickr is not a venue that we will allow to be used to harass, intimidate, threaten incite hatred against people — even if those people have done something wrong. We strive to be free and open, but just like laws against crying „fire!“ in a crowded theater, a desire to promote free speech has it’s limits.
Nun – das ist sehr drastisch ausgedrückt. Wenn jemand in einem Theater eine Panik auslöst kann es sehr schnell Tote und schwere Verletzungen geben. Was passiert bei ärgerlichen Threads auf Flickr? Zum einen erhöht sich das Prozessrisiko für die Firma, zum zweiten steigt der Support-Aufwand. Wer will schon Trolle und Besserwisser anziehen?
Aber es passiert noch etwas: User schaukeln sich gegenseitig auf und kümmern sich ab einem gewissen Punkt weder um die Größe des Anlasses, noch umdie Netiquette. Schnell werden Privatadressen veröffentlicht. Beileidigungen, Rachepläne. Eine Massenpanik ist das nicht, es wird auch niemand zu Tode getreten.
We get challenging situations on Flickr all the time: ex-boyfriends/girlfriends, ex-husbands and wives, disputes between business partners or landlords and tenants, posting photos and text with the intent of hurting someone else. These can be quite tricky to deal with morally and legally, and almost all of the time we make the right choice.
Nun – der billige Weg ist das prophylaktische Löschen jedes Threads, der Ärger verheißen könnte. Bei den Alltags-Streitigkeiten kümmert sich wohl niemand weiter um eine Löschung.
Ganz so einfach ist es aber nicht, wenn man eine Community aufbaut, die viel Herzblut in die Plattform steckt. Da muss die Firma dann schon händisch mit Augenmaß und Transparenz die eigenen Grundsätze kommunizieren und durchsetzen. Oder so schnell löschen, dass sich kein empörter Mob bilden kann.