Nachdem ich mir die jüngste Chaosradio-Folge zum Thema Digitale Identitäten angehört hatte, habe ich mal wieder eine geniale Geschäftsidee entwickelt. Der Handel mit gebrauchten Identitäten.
Da wären zum Beispiel im Angebot:
Pawel (25) ist ein kreativer Kopf aus Berlin. Schon seit Jahren postet er Kurzkritiken über die angesagtesten Bars und Clubs in den Szene-Vierteln, zudem ist er Moderator in einem Selbsthilfe-Forum für junge Autoren. Seine Bindungen in der Cyberwelt sind nur flüchtiger Natur. Wer einmal in die Rolle eines coolen Künstlers schlüpfen will, ist mit Pawel gut bedient. Mitgeliefert werden Emailadresse, eine Kurzgeschichte aus Pawels Feder, ein unscharfes Foto und diverse Forumsaccounts.
Alex ist ein visueller Typ. Seit Jahren postet er Fotos in diversen Foren, schreibt allerdings nur wenig. Auch Bilder von ihm selbst existieren – so ist er auf 23 Aufnahmen im Studivz verlinkt, aber keiner weiß eigentlich mehr von ihm als seinen Vornamen. Alex ist die ideale Hülle für den Gesichtslosen, der sich ein sympathisches Äußeres zulegen möchte. Geliefert wird ein Flickr-Account und eine Yahoo-Mailadresse.
Klaas ist ein streitbarer Geist. In zahlreichen Foren ist er zur persona non grata avanciert, da er grundsätzlich den Betreiber unterstellt, sie würden die User belügen. Unter seinem Pseudonym ist Klaas eine kleine Berühmtheit – allein der Verdacht, dass er sich unter falschem Namen angemeldet hat, reicht manchen Forenbetreibern zur Sperre aus. In der „politisch inkorrekten“ Ecke ist Klaas aber ein gern gesehener Gast, drei Weblogs zitieren regelmäßig seine Verbalausbrüche. Klaas ist der richtige Charakter, um sich mal abzureagieren und zu beobachten, wie die Gutmenschen sich ins Hemd machen. Mitgeliefert werden einige Foren-Accounts, aber keine Fotos oder Mailadressen. Vorsicht: Der Vor-Eigentümer gibt keine Rechtssicherheitsgarantien – es könnten noch einige Verleumdungsklagen gegen Klaas laufen. Gegen Aufpreis gibt es einen Textbaustein-Sammlung mit Klaasens herbsten Sprüchen.