Real Life

Stell Dir mal vor, der Weg zur Arbeit wäre wie eine Stunde im Internet.

Müde schleppst Du Dich zum Frühstück. Doch das dauert etwas, weil die Kaffeemaschine wieder geddost wird. Der Toast schlägt Dir vor, dass Du ihn am besten mit einem Steak verzehrst – Du ignorierst es und mampfst die labberige Toastscheibe mit Frischkäse. Ist er wirklich frisch? Die Morgenzeitung hat Bedenken. Schließlich stehst Du auf und gehst zur Arbeit – die Frage Deiner Wohnungstür, ob du wirklich die Wohnung verlassen willst, klickst Du routiniert weg.

Du öffnest den Briefkasten. Wieder drängen sich dort ein Dutzend kleiner Männchen, die in merkwürdigen Akzenten rufen: „Gäb uns duin Geld. Säg üns Deine PÖN. Sicherheit. Sicherheit.“

Dein neues Auto ist wirklich eine Pracht – sechs Megabit/s schnell. Leider ist mal wieder Stau. Die Ampeln zeigen alle Rot. Aber das kennst Du schon: Dein Motor wird neu gebootet und alles steht wieder auf Grün. Oder Blau. Was immer das bedeuten mag. Du drückst aufs Gas und überlegst, ob Du ein paar Hütchenspieler überfährst, die heute in Rudeln über die Straßen laufen.

Die Firma ist in einem riesigen Palast untergebracht. Jedoch etwas hellhörig – Wände aus Sperrholz. Doch es gibt auch Vorteile: die Empfangsdame ist mal wieder fast völlig nackt. Zumindest der Teil, den man hinter dem Tresen sieht. Man darf sie natürlich nicht berühren – sonst beißt sie.

Doch keine Zeit zum Verweilen: Dein Chef hat sein Megafon in Betrieb genommen. Er gibt Dir merkwürdige Anweisungen, die Du erst entschlüsseln musst – der Hauptteil Deiner Arbeit. Aber damit kannst Du nicht sofort beginnen, denn Deine Kollegen haben auch alle Megafone und erzählen sich ständig neue Witze. „PAUERPOINT. FLÄSCH! Hahaha. HA!“

Du seufzt tief und beginnst einen neuen Virus zu schreiben. Einen, der alle für 10 Minuten zum Verstummen bringt. Oder die Zivilisation beenden wird.