Die raubgebrannte Schwarzkopie

Es ist nicht immer ganz leicht, die Gegebenheiten der immer neuen digitalen Welt in sprachliche Formen zu gießen. Es gibt zwei bewährte Strategien: Man nimmt englische oder zumindest englisch klingende Wörter, mit denen man einen neuen Sachverhalt beschreibt. Oder man nimmt irgendein althergebrachtes deutsches Wort, schreibt es auf ein Etikett und klebt es quer über einen Sachverhalt, der nicht schnell genug weglaufen kann.

Aktuellen Beispiel bei Spiegel Online: Schwarzbrennerei im Westjordanland ausgehoben. In dem Artikel geht es jedoch nicht um illegal gebrannten Alkohol, wie diverse Wörterbücher und der allgemeine Sprachschatz nahelegen würden. Nein, es geht um eine Produktionsstätte von unlizensierten CDs.

Überhaupt ist das Thema „Raubkopie“ sprachlich sehr interessant, da das zentrale Kriterium eines „Raubes“ Gewalt gegen Personen oder die Androhung derselben ist. Das ist ein Vorgang, der nur schwer mit nicht abgeführten Lizenzgebühren in Einklang zu bringen ist. Aber der Begriff ist zugegebenermaßen sehr griffig und handlich, wie auch die Musikpiraten.

Vielleicht könnte man auch andere innovative Rechtsbrüche mit ähnlich dekorativen Etiketten verzieren:
– Auktionsbetrug : Ebaygewaltigung
– Kreditkartenbetrug : Kreditmord
– Angabe falscher Personendaten: Datenzinkerei
– ungepatchtes Windows: fahrlässige Virung