Gamer haben keine Notebooks

In Digitalistan leben viele unterschiedliche Ethnien: Linuxer. Wikipedianer. Blogger.

Eins haben sie gemeinsam: Wenn sie zusammenkommen, begeben sich auf die Suche nach Steckdosen und Funknetzen, um ihre Notebooks anzuschließen. Selbst wenn die Suche erfolglos ist, werden die Gadgets ausgepackt. Sie sind wichtiges Kommunikationsmittel: der durchschnittliche Bewohner von Digitalistan muss anderen dringend beweisen, wie schnell ein Programm kompiliert, in welcher der geheiligten RFC-Tafeln ein Gebot zu finden ist oder dass man gleichzeitig zuhören und chatten kann – sicheres Zeichen digitaler Potenz.

Gestern war ich auf einem Digitalistaner-Treffen der anderen Art. Waren die Gamer bisher ein eher versprengter Stamm in Digitalistan, rotten sie sich in immer größerer Anzahl zusammen, um die Besten unter ihnen zu küren. Obwohl sie unter anderen Völkern nicht allzu beliebt sind, haben sie beeindruckende Erfolge erzielt. An diesem Wochenende sind es gleich mehrere Tausend, die den Kölner Gürzenich bevölkern. An sich ein toller Versuch, sich gegenüber den anderen Völkern zu emanzipieren.

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Doch wenn man diese Veranstaltung betrachtet, merkt man, warum die Gamer unter den anderen Ethnien nicht viel gelten. In einem Saal mit zirka 1000 Gamern konnte ich kein einziges aufgeklapptes Notebook entdecken – trotz vorhandenem WLAN. Nein, sie schauen einfach zu, wie sich auf der Bühne die Besten der Stämme messen. Keiner versucht, parallel die Ergebnisse anderer Spiele zu erfahren oder das Bühnengeschehen aufzuzeichnen und mit jemandem in Australien zu diskutieren.

Ein Medizinmann der Gamer nahm mich beiseite und erklärte mit das Phänomen. Die Gamer glauben nicht an mobile Computer, da die ohnehin keine tolle Grafikleistung hätten. Zudem seien die meisten Stammesmitglieder Schüler, die kaum Gelegenheit haben mit Hilfe der Gadgets zu kommunizieren. Zudem sammelt der Gamer alle seine Habe, um einen Computer am heimischen Herd zu installieren, der alle anderen Stämmen die Schamesröte ins Gesicht treiben soll. Nur: kaum jemand wird diesen Computer jemals sehen.

Ein Hoch auf die ethnische Vielfalt.