Archiv nach Monaten: Mai 2007 - Seiten 2

In guten wie in bösen Zeiten

In Unternehmens-Blogs werden üblicherweise Jubel-Meldungen verbreitet, der Chef menschelt sich durch die Tage, Praktikanten verbreiten originelle Links und lauern auf Backlinks.

Doch Web 2.0 funktioniert nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten. Eine Filiale meines Fitness-Studios ist abgebrannt. Eine Woche später stellt die Firma eine Bildergalerie der Ruine online.

Test-Porn

In früheren Zeiten sandte man Testbilder über den Sendekanal, wenn die Inhalte noch fehlten. Mal mit Humor, mal mit viel corporate identity, mal mit Nutzwert wie Farbtafeln zum korrekten Einstellen des Kontrastes.

Für Internet-TV ist das ein wenig anders. Das Testbild muss ja bewegt sein, um die Infrastruktur auch wirklich testen zu können. Was sendet man also? Die Macher von Piratebay haben ihre eigene Lösung:

Wie das Blog NewTeeVee berichtet, werden zu Testzwecken derzeit vorwiegend Musik- und Pornovideos gestreamt, die die PirateBay-Gründer Fredrik Neij und Peter Kopimi selbst hochgeladen haben sollen.

Wenigstens eine ehrliche Ansage. Bei Joost werden ja nur verschämt die „Sports Illustrated“ Bikini-Models gezeigt. Wenn die oben ohne zu sehen sind, dann halten sie sich etwas vor…

PS: Von der IPv6-Porno-Connection ist auch nach über einem Monat nichts Neues zu vermelden.

„Im Sommer“

Die US-Stadt Kent hat ambitionierte Pläne: sie will für über 67 Millionen Dollar ein Event Center im Herzen der Stadt errichten. Besonders froh waren die Stadtverantwortlichen, als sie für das Projekt einen großzügigen Sponsor aus dem IT-Sektor fanden. Amiga Inc. soll in den nächsten Jahren 10 Millionen Dollar zahlen, die erste Tranche von 2,5 Millionen Dollar ist im Sommer fällig.

Leider hat wohl niemand die Verantwortlichen über die unterschiedlichen Kalender der realen Welt und der IT-Branche hingewiesen. „Im Sommer“ heißt in der IT-Branche gewöhnlich, dass das Produkt frühestens im Oktober verfügbar ist – dann aber nur als unfertige Beta-Version. Im Fall Amiga müssen wir dazu einen besonderen Akzent voraussetzen: Hier heißt „im Sommer“ so viel wie „rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft“, was wiederum ein Synonym ist für „wenn die Hölle zufriert„.

Feuer auf Flickr!

Immer mehr Web-2.0-Unternehmen entdecken überrascht „Oh Gott, ich habe eine Community!“ Und statt zu jubeln, wollen sie im ersten Impuls lieber einen Kammer-Jäger rufen. Die Digg-Episode war nur der Anfang, jetzt kocht auch ein Streit auf Flickr hoch.

Die Geschichte kurz zusammengefasst: Eine Flickr-Userin wurde von einer Gallerie über den Tisch gezogen und hat ihren Unmut auf Flickr getragen und viel Unterstützung erhalten. Flickr löscht daraufhin den Thread und sieht sich plötzlich Zensur-Vorwürfen ausgesetzt.

Der Vorwurf schallt so laut durch das Internet, dass sich ein Gründer der Foto-Börse auf der Rückreise von seinem Urlaub auf seinem Treo die wichtigsten Threads durchliest und eine
Antwort verfasst.

Flickr is not a venue that we will allow to be used to harass, intimidate, threaten incite hatred against people — even if those people have done something wrong. We strive to be free and open, but just like laws against crying „fire!“ in a crowded theater, a desire to promote free speech has it’s limits.

Nun – das ist sehr drastisch ausgedrückt. Wenn jemand in einem Theater eine Panik auslöst kann es sehr schnell Tote und schwere Verletzungen geben. Was passiert bei ärgerlichen Threads auf Flickr? Zum einen erhöht sich das Prozessrisiko für die Firma, zum zweiten steigt der Support-Aufwand. Wer will schon Trolle und Besserwisser anziehen?

Aber es passiert noch etwas: User schaukeln sich gegenseitig auf und kümmern sich ab einem gewissen Punkt weder um die Größe des Anlasses, noch umdie Netiquette. Schnell werden Privatadressen veröffentlicht. Beileidigungen, Rachepläne. Eine Massenpanik ist das nicht, es wird auch niemand zu Tode getreten.

We get challenging situations on Flickr all the time: ex-boyfriends/girlfriends, ex-husbands and wives, disputes between business partners or landlords and tenants, posting photos and text with the intent of hurting someone else. These can be quite tricky to deal with morally and legally, and almost all of the time we make the right choice.

Nun – der billige Weg ist das prophylaktische Löschen jedes Threads, der Ärger verheißen könnte. Bei den Alltags-Streitigkeiten kümmert sich wohl niemand weiter um eine Löschung.

Ganz so einfach ist es aber nicht, wenn man eine Community aufbaut, die viel Herzblut in die Plattform steckt. Da muss die Firma dann schon händisch mit Augenmaß und Transparenz die eigenen Grundsätze kommunizieren und durchsetzen. Oder so schnell löschen, dass sich kein empörter Mob bilden kann.

A Brave New Selbstironie?

Unfall oder Selbstironie? Microsoft hat einem Design-Wettbewerb den Titel A Brave New World of Computing verpasst.

Erinnern wir uns: In A Brave New World geht es um eine Welt, in der so ziemlich alle glücklich sind – weil sie ständig unter Drogen stehen. Was kommt als nächstes? Windows Server 1984 mit einer Big Brother-Konsole?

Schlachtet den Hühner-Artikel

Ich habe eine kreative Methode gefunden, Wikipedia zu helfen. Da Vandalismus nun mal irgendwie dazu gehört, muss man ihn nur kanalisieren. Der Aufruf daher: Save Wikipedia! Promote accuracy at the expense of chickens.

2020

In 13 Jahren gibt es eine Krise. Dann entdecken die Teens die Blogs, die ihre Eltern während der Schwangerschaft angelegt haben.

IRC4ever?

Die Chat-Applikationen überschlagen sich. Verschlüsselt, in Web-Oberflächen eingebunden, mit mehr oder weniger bunten Icons und Handy-Fähigkeit.

Ich bevorzuge aber noch IRC. Weil: nirgends habe ich eine funktionierende Channel-Infrastruktur wiedergefunden. Man begibt sich in einen Chat-Raum, verfolgt die Diskussionen und kann beitragen wenn man Lust hat.

Es-sind-SEOs

An sich ein vorbildliches Anliegen: auf der Seite es-sind-menschen.de (kein Link) wird darauf aufmerksam gemacht, dass die Kommunikationspartner im Internet Menschen sind und auch so zu behandeln sind. Viele Leute scheinen das zu vergessen, daher erscheint es nur richtig, wenn man es noch einmal explizit ausspricht.

Wenn das Ganze jedoch in der Schrift Comic Sans Microsoft präsentiert wird und der Autor alberne Kettenbrief-Scrollereien einsetzt, wird das ernsthafte Anliegen etwas entwertet – von der Wirksamkeit ganz zu schweigen. Wenn ich dazu noch den Bannertausch und den nicht gekennzeichneten Handyshop-Werbelink ganz, ganz unten auf der Seite dazu zähle, sehe ich kein vorbildliches Anliegen mehr, sondern lediglich den Versuch mit einer trivialen Erkenntnis Traffic und einen hohen Google-Rank zu erlangen und gleich zu versilbern.

Ein Joost wäscht den anderen

Eine der begehrtesten Tauschwaren zur Zeit: Joost-Einladungen. Techcrunch hat mal eben aufgerufen, in deren Forum um eine Einladung zu bitten. Eine tolle Methode, um Leute zur Anmeldung im Forum zu bewegen.

Ich will keinen Techcrunch-Forenaccount und muss dann wohl erst Mal ohne Joost leben. Falls mir hier keiner eine Einladung zuschanzt…