Archiv nach Monaten: November 2005 - Seiten 2

Web 2.0

„Du – was ist denn Web 2.0?“
„Keine Ahnung.“
„Ahh, OK“

An den Keyboards sollt ihr sie messen

In alten Miss-Marple-Krimis kann man es schon lernen: am besten beurteilt man die Menschen nach ihren Schuhen. Wer seine Schuhe pflegt, ist ein ordentlicher, gewissenhafter Mensch. Ein ärmlicher Mensch kann so durch Gewissenhaftigkeit als edle Seele überzeugen und ein flegelhafter Snob – nun – als flegelhafter Snob. Sherlock Holmes konnte aus einer Untersuchung der Schuhe gar ermitteln, was der vermeintliche Delinquent zum Frühstück hatte.

Da man heute nicht mehr so viel geht und Deichman in unseren Alltag eingezogen hat, vergessen wir vielleicht mal die Schuhbekleidungund wenden uns den Händen zu. Denn den wahren Charakter eines Menschen erkennt man doch letztlich nur an seiner Tastatur. Ist sie viel oder wenig benutzt? Finden sich Pizzakrümel zwischen den Tasten? Hat jemand gar seine Zigaretten darauf ausgedrückt oder ist der Kunststoff vergilbt? Nutzt derjenige gar Dvorak? Und welcher Tastaturtyp ist zu finden? Eine alte Metall-Tastatur von IBM mit dem legendären Druckpunkt? Ein Microsoft Natural Keyboard? Eine Multimedia-Tastatur?

Selbstbeschreibung per Google?

Ja, ich gucke tatsächlich manchmal, mit welchen Suchbegriffen die Leute auf meine Seiten geraten. Das meiste ist vorhersehbar, es ist erstaunlich viel Sex dabei, aber manche Suchanfragen stechen doch etwas heraus.

Steckt hinter dem Suchlink http://www.google.de/search?hl=de&q=kontaktarm*+begabt*+intelligent*&btnG=Suche&meta= eine spontane Selbstbeschreibung am Samstagabend? Ist ein Outing zu erwarten? Oder sucht da jemand jemanden fürs Leben?

Nerd ist…

…pairen statt paaren.

Die Altforenden

Lebenserfahrung ist nicht durch Google zu ersetzen. Zumindest nicht immer. So wird der Bundestag auch weiterhin einen �ltestenrat haben und auch in Zukunft versammeln wir uns zu Fü�en unserer Altvorderen, um ihrer weisen Worte zu lauschen. Hoffentlich auch dann, wenn wir die Altvorderen sind.

Doch wir müssen nicht so lange warten, bis unsere Beine uns nicht mehr zuverlässig tragen und unsere Rücken krumm geworden sind. Vergessen wir nicht: ein Jahr entspricht sieben Internetjahren. Und vielleicht 30 Forenjahren. Wer sich in einem Webforum engagiert, kann schon nach wenigen Monaten damit rechnen, zum alten Eisen und bewährten Ansprechpartner gerechnet zu werden.

Damit das auch dem AuÃ?enstehenden direkt ins Auge springt, wird in vielen Webforen die Anzahl der Beiträge des Autors jedes Beitrags angezeigt. Und zur richtigen Einordnung werden auch noch Sternchen, Punkte und putzige Titel vergeben. Wer im Forum des Providers Freenet anfängt, kann als „Newcomer“ mit einem Sternchen zur „Elite“ mit fünf Sternen nur neidisch aufblicken. Im Forum der saarländischen Metal-Fans muss man die Ränge „Painkiller“, „Steel Tormentor“ oder „Painkiller“ durchlaufen, im Digitalfotonetz kann man gar bis zur „Lebenden Foren-Legende“ aufsteigen.

Irritiert war ich über ein Linux-Forum, in dem ich in zwei Jahren immerhin eine niedrige dreistellige Anzahl von Postings zu Stande gebracht hatte. Dort werde ich seit kurzem als „Hacker“ geführt – eine Profession, der ich mich eigentlich nicht zugeordnet hätte. Aber es wird besser. Noch ein paar hundert Einträge und ich rücke auf die nächste Stufe vor: dann bin ein „Guru“. Und dann dürft Ihr Euch zu meinen FüÃ?en versammeln und lauschen.

The right nerd

Nerds und Geeks haben wichtige gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Aufgaben: ohne sie müssten Firmen wie Microsoft oder Norton für jeden Privatkunden 10 Stunden Support leisten und es liefe immer noch nichts. Jeder sollte mindestens einen in seiner Umgebung haben, „der sich mit Computern auskennt„.

Doch das ist ein weites Feld. Am Ende bekommst Du nur ein Skriptkiddie, das mal eben einen Trojaner installiert und es irrsinnig witzig findet, Deine Emails zu lesen und in Deinem Namen eine Styroporfabrik bei Ebay ersteigert. Oder einen Computerbild-Leser, der sich mühsam von Mausklick zu Mausklick vorarbeitet und beim ersten Zeichen von Ärger das Keyboard fallen lässt und leise zu wimmern beginnt.

Mit drei einfachen Fragen sollten sich die übelsten Missgriffe vermeiden lassen.

  • Frage 1: Was ist lame?
    Die Antwort „Ich sicher nicht“ disqualifiziert sofort.
  • Frage 2: Sollte ich Linux Installieren?
    Die Antwort ist wahrscheinlich „Nein“. Sei mal ehrlich: wenn Du Deinen Videorekorder programmieren könntest, wäre Linux eine Option.
  • Frage 3: Welches ist die beste Serie des Star Trek-Universums?
    Seien wir ehrlich: wer TOS, Enterprise oder gar Voyager gut findet, hat zu ernste persönliche Probleme, als dass man ihm einen Computer anvertrauen könnte.

Merke: Wenn Du den perfekten „Auskenner“ gefunden hast, solltest Du ihn bei Laune halten.

Pimp my box

Renovierungsshows sind schwer in. Noch immer. Wohnungen werden ausgemüllt, neue Möbel herangeschafft, Moderatoren schwätzen dumm daher während ein Rudel qualifizierter Handwerker die Arbeit erledigt. Wahrscheinlich kommen sich die beglückten Wohungsinhaber anschließend wochenlang fremd vor in ihrer Wohnung und kramen auf der städtischen Müllkippe nach verlorenen Schätzen.

Warum gibt es das nicht für Computer? Ich seh es schon vor mir. „Dieses uralte Windows 98 werfen wir mal weg – und diese Zettelchen mit den Passwörtern verbrennen wir gleich mal.“ Die Pornos werden ordentlich auf DVD gebrannt, WMV-Dateien in Ogg und JPGs in PNG umkonvertiert. Ein neues OS wird installiert und der Desktop aufgestylt. AIM wird durch IRC oder Jabber ersetzt. Und wenn Zeit ist, werden sämtliche Html-Fehler auf der Homepage des OpfersKandidaten gelöscht. Zum Abschluss der Sendung komme ich mit einer Kettensäge und vernichte die alte Hardware fachmännisch und unwiederbringlich. Alternativ darf ein Casemodder auftreten, der sich schmerzhafte elektrische Schläge holt, wenn er ein Aquarium oder eine Friteuse in den PC einbauen will.

Langhaarige und schwarze Männer

hacker_entwickler.gif

Diesen lustigen Banner habe ich bei Heise gesichtet. Was wollen uns die Werbekreativen damit sagen? Sind die abgebildeten Personen (Langhaariger mit Hut und ein schwarzer Mann) die Hacker? Oder die Entwickler? Sind die Zeiten schlecht, weil der weiße Becher – der zweifellos eine koffeinhaltige Substanz enthielt – so offenkundig leer ist? Was sollen uns diese Mathematik-Schulheft-Kästchen sagen, die über das Bild gelegt wurden? „Sperrt Eure Entwickler ein“ oder einfach „It’s hip to be square„?